1678 – 1721 Theol.
Stud. aus Hamburg, den 21.ten April, 1714
Der Bluhmen Pracht versengt
der Frost von einer Nacht;
Ein strenger Wind zerknickt
den Wachsthum vieler Stunden,
Und mancher Tempel ist in
schnellem Rauch verschwunden,
Dem tausend Jahre noch den
Fall nicht zugedacht.
Armsel’ger Sterblicher, nimm
diesen Schluß in Acht!
Kein Schäfgen wird so leicht
vom Tyger überwunden,
Kein Blitz und Donnerschlag
sind so geschwind verbunden,
Als oft des Todes Keil um
Deine Schläfe kracht.
Schau diesen wahren Satz durch
Wiesens Fall besiegeln,
Worin Dein Hochmuht sich zur
Lehre kann bespiegeln.
Ach theurer Musen-Sohn! muß
denn der Stürme Zug
Dein Lebens-Schiff so bald
nach Lethens Strudeln treiben!
Doch nein; die Feder irrt. Sie
sollte dieses Schreiben:
Du stirbst der Welt zu jung,
dem Himmel alt genug.